DIE FORMELN
Es gibt sechs alte Formeln oder symbolische Formen, die in den Archiven für Jünger gefunden werden können. Sie befassen sich mit den sechs grundlegenden Vorbedingungen für Einweihung. Sie werden vor allen größeren Einweihungen gebraucht und haben daher fünf Bezeichnungen oder Bedeutungen, die erst dann offenbar werden, wenn jede dieser Einweihungen empfangen wird. Bald sind sie in symbolische Form und bald in Worte gekleidet, und sie gehören zu den ältesten Formeln der Welt. Sie sind durch alle Zeitalter hindurch von allen Jüngern und Eingeweihten der Großen Weißen Loge gebraucht worden. Sie befassen sich mit dem,
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was als „die sechs Beziehungen“ bezeichnet wird. Eine jede dieser Beziehungen muß im Verhalten, im Dienst und in einer tieferen Bewußtseinserweiterung, auf die ich nicht hinweisen darf, die vielmehr jeder selbst erlangen muß, Ausdruck finden. Es ist erforderlich, daß der nach Einweihung strebende Jünger für sich selbst den esoterischen, inneren und subjektiven Wert der Formel entdeckt, die er erwägt. Nur einen Fingerzeig darf ich jedoch in diesem letzteren Zusammenhang geben.
Wenn der Jünger zum angenommenen Jünger wird (und zwar dadurch, daß die Loge seine Verpflichtung seiner eigenen Seele gegenüber anerkennt), dann gelangt er zu einer entschiedenen und tatsächlichen Erkenntnis der Hierarchie. Seine Vermutungen, sein Verlangen, sein strebendes Wunschleben, seine Theorien oder wie ihr auch immer sein Ausstrecken oder Emporstrecken nach der Göttlichkeit zu nennen beliebt, machen einer klaren Kenntnis von der befreiten Gruppe von Seelen Platz. Dies geschieht nicht dadurch, daß sich überzeugende Phänomene ereignen, sondern durch ein Hereinströmen der Intuition. Er erfährt daher eine Bewußtseinserweiterung, die im Gehirn registriert werden mag oder auch nicht. Von jenem Punkt der Erkenntnis an muß jeder Schritt des Weges bewußt erlangt werden und ein bewußtes Erkennen einer Reihe von Erweiterungen zur Folge haben. Diese Erweiterungen sind keine Einweihung. Seid euch darüber völlig klar. Die Einweihung, die unmittelbar vor euch liegt, ist einfach die Wirkung der Erkenntnis. Man könnte sie „stabilisierende Krisenpunkte“ nennen, in denen „das Gelegentliche zum Beständigen und das Beabsichtigte zum Vorsätzlichen“ wird. Denkt über diese Worte nach. Die Hierarchie ist jetzt eine Tatsache in eurem Leben und eurem Bewußtsein. Was ist die nächste Tatsache oder der nächste Integrierungspunkt oder die bewußt erlangte allumfassende Einbeziehung? Ein Studium der Formeln und ihre richtige Anwendung wird euch dies offenbaren. Ich habe die Betonung auf bildliche Vorstellung gelegt und euch einige Winke, die sowohl mit der Einweihung als auch mit der schöpferischen Arbeit der Vorstellungskraft verbunden sind, gegeben, weil diese Lehren und die Entwicklung dieser Fähigkeiten es erforderlich machen werden, daß euer Verständnis in Tätigkeit versetzt wird, wenn die Formeln, die Beziehung zur Einweihung haben, ausgegeben werden sollen. Diese sechs Formeln sind daher Integrationsformeln, und einige Fingerzeige mögen hier mitgeteilt werden.
k Die erste Formel /k befaßt sich, wie ich euch gesagt habe, mit der Integrierung in die Gruppe eines Meisters und dient zweierlei Zwecken – wenn
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ich es von eurem besonderen Gesichtspunkt aus auf diese Weise ausdrücken darf. Einmal bewirkt sie Gruppeneinbeziehung, die euch mit euren Gruppenbrüdern in meine Gruppe integriert und eine Offenbarung der verborgenen Seite des Lebens eines Chelas mit sich bringt. Wenn ich dies sage, so beziehe ich mich auf die Herbeiführung seines neuen astralen Bewusstseinszustandes. Dieser wird k die Offenbarung des Gruppengefühls /k genannt. Dieses Thema hat viel größere Auswirkungen, als ihr vermuten mögt, denn es betrifft vereinte Gruppenempfindungsfähigkeit oder Reaktion, nach außen hin der Menschenwelt gegenüber und nach innen zur Hierarchie und nach oben zur Monade. Es hat nichts mit all den vielen geringfügigen Stimmungen und Gefühlen der Persönlichkeiten der Gruppenmitglieder zu tun. Zweitens dient die Formel dem Zweck, Kontakt mit dem Meister eurer Gruppe – in diesem Fall mit mir selbst, dem Meister D.K., – herzustellen. Durch meine Unterweisungen hinsichtlich des Vollmondkontakts habe ich bereits mein möglichstes getan, euch zu helfen, dies zu erreichen – etwas, was ihr höchst unzulänglich verstanden und versucht habt. Vielleicht werdet ihr jetzt ernsthafter an der Hervorbringung einer „Kontaktbeziehung“, wie es esoterisch genannt wird, arbeiten. Mit dieser ersten Formel müßt ihr jetzt arbeiten.
k Die zweite Formel /k befaßt sich mit Gleichschaltung; nicht mit dem, was in der sehr notwendigen Vorbereitungsarbeit der Arkanschule unter Gleichschaltung verstanden wird. Jene Form der Gleichschaltung befaßt sich mit der Hervorbringung eines wirkungsvollen und direkten Kontakts mit der Seele. Die Gleichschaltung, auf welche diese Formel sich bezieht, hängt mit der Antahkarana zusammen. Dies wird unsere nächste Betrachtung darstellen, wenn die erste Formel gewisse Bewusstseinsveränderungen hervorgebracht hat. Ich werde diese Formeln augenblicklich nicht betrachten. Ich will nur auf ihre hauptsächlichen Zusammenhänge hinweisen, die selten so sein werden, wie ihr denkt, weil ihr von den Begriffen und Auslegungen des niederen Denkaspekts abhängig seid.
k Die dritte Formel /k steht mit gewissen Veränderungen im egoischen Lotos in Beziehung. Diese Veränderungen könnten unzulänglicherweise in den Begriffen k des Alten Kommentars /k ausgedrückt werden:
„Es gibt das, was in einem k Augenblick /k Wissen in Weisheit umwandelt; es gibt das, was in einem k Raumbereich /k
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Empfindungsfähigkeit in Liebe verwandelt; es gibt das, was dort, wo weder Zeit noch Raum existieren, Opfer in Seligkeit verwandelt.“
k Die vierte Formel /k hat eine besondere Wirkung auf das „Juwel im Lotos“, indem sie es zum Leben erweckt; dies geschieht durch Wirkungen, die auf den drei Ebenen der drei Welten hervorgebracht worden sind, wodurch Veränderungen in den sieben Rädern (Zentren) herbeigeführt werden, so daß der „dynamische Punkt im Zentrum eines jeden Rades die geringeren Kraftpunkte vernichtet und das Rad auf diese Weise anfängt, sich um sich selbst zu drehen.“
k Die fünfte Formel /k erweckt den Willen, aber jegliche Auslegung dieses Erweckens würde sich für euch als unverständlich erweisen, bis die vorhergehenden vier Formeln eine Wirkung auf euch ausgeübt und die nötigen inneren Veränderungen stattgefunden haben.
k Die sechste Formel /k wird manchmal „das Wort des Todes“ genannt. Sie macht die zerstörende Wirkung des Todesvorgangs, der innerhalb des Mechanismus des Jüngers und Eingeweihten ununterbrochen vor sich geht, unwirksam. Der Tod fährt mit seiner benötigten Arbeit fort, sie wirkt sich jedoch k nicht /k zerstörend aus. – Diese Formel ist noch nie an Jünger ausgegeben worden, kann jedoch jetzt bekanntgemacht werden, weil das Zeitalter der Fische dasjenige ist, in dem endlich die Macht des physischen Todes definitiv gebrochen und das Zeichen der Auferstehung offenbart wird. In diesem esoterischen Unwirksammachen des Todes liegen die tiefverborgenen und k eindrucksvollen /k Ursachen der zwei Stadien des Weltkrieges (1914-1945), und in dieser Formel liegt die Bedeutung, die dem „Kampf um die Freiheit“ der Völker der Welt zugrundeliegt. Sie wird zuweilen „die Formel der Befreiung“ genannt.
Wenn du ein Jünger wärst, der Zugang zu den Archiven hätte, in denen Unterweisungen für Jünger enthalten sind, dann würdest du (in Beziehung zu den sechs Formeln, auf die oben hingewiesen wurde) vor sechs großen Platten eines unbekannten Metalls stehen. Sie sehen aus, als ob sie aus Silber hergestellt wären, bestehen aber in Wahrheit aus jenem Metall, das die Allotropie des Silbers ist und das sich daher zu Silber so verhält, wie der Diamant zu Kohlenstoff. Auf diesen Platten sind Worte, Symbole und symbolische Formen. Wenn diese miteinander in Beziehung gebracht werden, dann enthalten sie die Formeln, die der Jünger auslegen und in sein wachendes Bewußtsein integrieren muß. Dies muß vermittels
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lebendiger Vorgänge geschehen. Da ich euch diese Formeln nicht auf der physischen Ebene zeigen kann, ist das Beste, das ich tun kann, sie euch zu beschreiben, und in dieser Unterweisung will ich versuchen, die erste Formel zu beschreiben. Das Erfassen der Worte und Symbole bringt zwei Reaktionen im Bewußtsein des Jüngers hervor – und wenn eine Gruppe von Jüngern mit derselben Formel arbeitet (wie es in dieser Gruppe der Fall ist), dann werden sie verstärkt und sind von noch größerem Wert.
Die erste Reaktion heißt „die Formel der Offenbarung“ und hat Beziehung zu der vereinten Empfindungsfähigkeit der Gruppe. Wenn die Gruppenmitglieder gemeinsam über die Formel intensiv nachdenken und ihren Sinn erfassen, dann werden sie Empfindungsfähigkeit für die gefühlsmässigen und empfindungsmässigen Reaktionen der einzelnen in der Gruppe erlangen, und diese konstituieren und bilden in ihrer Gesamtheit den Astralkörper der Gruppe.
Wenn diese Reaktion hergestellt worden ist (und ein kritikloser und liebevoller Geist werden diesen Vorgang außerordentlich fördern), dann kann die Gruppe gemeinsam den zweiten Zweck der Formel erfassen, der „die Entdeckung des Punkts innerhalb des Kreises“ heißt. Dies deutet – soweit es die Gruppe anbetrifft – die Offenbarung der zentralen verbindenden Kraft der Gruppe selbst an. Dies ist – gleichzeitig und bis nach der höheren Einweihung, die wir die vierte Einweihung nennen – der Meister im Mittelpunkt der Gruppe. Dies entspricht folglich dem „Juwel im Lotos“, soweit es den einzelnen betrifft, der Hierarchie, soweit es die Menschheit anbelangt, und dem zentralen Punkt des Lebens in allen Formen. Der Kreis und der Punkt sind die natürlichen Symbole für Form und Bewußtsein. Dies gilt in gleichem Maß für das Atom, den Menschen, den Planeten und das Sonnensystem. Dieser Begriff muß die grundlegende Idee in allen Erwägungen dieser Formel darstellen.
Nun zur Formel selbst:
„Eine Linie aus Feuer zwischen zwei flammenden Punkten. Ein blauer Wasserstrom – wieder eine Linie – der aus der Erde entspringt – und im Ozean endet. Ein Baum, dessen Wurzeln oben und dessen Blüten unten sind.“
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„Aus dem Feuer, und stets mittwegs, erscheint das Auge Gottes (Shiva). Auf dem Strom, zwischen den beiden Enden, schwebt das Auge der Vision – ein Lichtfaden vereinigt die beiden.
Inmitten des Baumes, zwischen Wurzel und Blüten, ist das Auge wiederum sichtbar. Das wissende Auge, das sehende Auge, das lenkende Auge – eins besteht aus Feuer, eins ist flüssig wie das Meer, und zwei schauen von hier nach dort. Feuer, Wasser und die Erde – alle brauchen die lebenskräftige Luft. Die Luft ist Leben. Die Luft ist Gott.“
Es ist für den fortgeschrittenen Schüler nicht schwer, die Bedeutung dieser Formel in bezug auf sich selbst zu begreifen. Das Auge des Wissens, das Auge der Vision und das lenkende Auge der Gottheit sind ihm vertraut. Aber ich bitte euch, die großen und hauptsächlichen esoterischen Folgerungen zu bedenken. Eine Erweiterung dieser Begriffe auf einen Meister und seinen Ashram oder seine Gruppe praktizierender Jünger ist für euch in eurem erwägenden Bewußtsein von Wert. Die erste und auf der Hand liegende Auslegung betrifft das Auge des Wissens. Aber, wie verhält es sich mit dem Auge der Vision, k wenn Dualismus überwunden wird /k, und wie mit dem „Zweck, für den die Welten erschaffen wurden“ – die kleine Welt des Individuums (wenn Individualität erst einmal erreicht worden ist) und die größere Welt einer organisierten Gruppe, die integriert ist und als Einheit funktioniert, und die ferne innere Welt göttlichen Vorhabens?
In diesem Zusammenhang sage ich nichts weiter. Ich empfehle diese subtilen Folgerungen eurer nachdenklichen Erwägung. Ich möchte euch bitten, über sie nachzusinnen und – vor dem Wesak-Vollmond – euer Verständnis für die Formel von zwei Gesichtspunkten aus niederzuschreiben. Über diese zwei Gesichtspunkte solltet ihr entschieden Ideen haben.
1. Der Gesichtspunkt des einzelnen.
2. Der Gesichtspunkt einer Gruppe von Chelas.
Diese beiden Einheiten gebrauchen sowohl das Auge des Wissens als auch das Auge der Vision.
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