Ebbe und Flut

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Das innere Leben, das sich während der zyklischen Zwischenpausen allmählich entwickelte, wird zum beherrschenden Faktor. Der Mensch wird allmählich in seiner Einstellung subjektiv, und die Äußerung auf der physischen Ebene ist dann vornehmlich das Ergebnis des inneren Gedankenlebens, und nicht so sehr die Rückwirkung auf Geschehnisse der physischen Ebene und der Ruhelosigkeit der Begierdennatur.

2. Die Ebbe und Flut des täglichen Lebens in einer speziellen Inkarnation weisen ebenfalls ihre Zwischenpausen auf, und diese muß der Aspirant erkennen lernen und nutzbar machen. Er muß den Unterschied zwischen intensiver, hinausgehender Tätigkeit, Perioden des Zurückgezogenseins, und Zwischenpausen verspüren, in denen das äußere Leben zum Stillstand gekommen und frei von aktivem Interesse erscheint. Dazu muß er kommen, wenn er sich die Gelegenheit völlig zunutze machen will, welche ihm die Lebenserfahrung vermitteln soll. Das ganze Leben ist weder eine einzige, wilde Anstrengung, sich dauernd in die Arbeit zu stürzen, noch besteht es aus einem immerwährenden Ausruhen. Es hat normalerweise seinen eigenen Rhythmus, seine Schwingung und seinen eigenen, besonderen Pulsschlag. In manchen Lebensläufen ändert sich der Rhythmus und die Art der Tätigkeit alle sieben Jahre, in anderen alle neun oder elf Jahre. Wieder andere arbeiten mit kürzeren Zyklen, und bei ihnen folgen auf Monate rastlosen Bemühens Monate scheinbaren Ruhens. Einige Menschen wieder sind so feinfühlig organisiert, daß inmitten der Arbeit solche Ereignisse und Umstände eintreten, daß sie zu einer zeitweiligen Zurückgezogenheit gezwungen werden, in der sie die gelernten Lektionen der vorangegangenen Arbeitsepoche sich zu eigen machen.

Zwei Gruppen von Menschen arbeiten anscheinend ohne Ebbe und Flut auf der physischen Ebene und zeigen einen stetigen Trieb zur Arbeit. Das sind einmal die wenig entwickelten Menschen, die auf der Evolutionsleiter so tief unten stehen, (wenn man es so ausdrücken darf), und die so überwiegend sinnlich sind, daß es bei ihnen keine mentale Reaktion auf äußere Umstände gibt, sondern nur einen Widerhall auf den Ruf physischer Bedürfnisse, und die Verwendung der Zeit zur Befriedigung der Begierden. Dies hört niemals auf, und darum gibt es bei ihnen wenig, was in ihrer Lebensäußerung als zyklisches Geschehen bezeichnet werden könnte.

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Zu ihnen gehören der nicht denkende Schwerarbeiter und der unzivilisierte Mensch. Dann gibt es jene Männer und Frauen, die auf der entgegengesetzten Waagschale stehen und auf der Leiter des Fortschritts verhältnismäßig hoch gestiegen sind. Diese haben sich von dem rein Physischen so frei gemacht, und sind sich des Wesens der Begierde so sehr bewußt, daß sie gelernt haben, eine Tätigkeit ohne Unterbrechung fortzuführen, da sie sich auf Disziplin und Dienst gründet. Sie arbeiten bewußt in Übereinstimmung mit Zyklen und verstehen etwas von deren Wesen. Sie kennen die göttliche Kunst, ihr Bewußtsein in das Bewußtsein der kontemplierenden Seele zurückzuziehen, und sie können ihre Arbeit in der Menschenwelt meistern und weise leiten. Das ist die Lektion, die alle Jünger lernen, und das ist die große Errungenschaft der Eingeweihten und der geschulten Menschheitsdiener.

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