Weisheit des Eingeweihten

Weisheit ist das Kennzeichen des Eingeweihten, und er besitzt sie, selbst wenn sein praktisches Wissen irdischer Einzelheiten – geschichtlich, geographisch, wirtschaftlich und kulturell – viel zu wünschen übrig läßt. Die Jünger innerhalb des Ashrams eines Meisters können ihn mit jedem Wissen versorgen, das er nötig hat, denn sie sind aus verschiedenen Kulturen und Zivilisationen herangezogen und können jederzeit unter sich die Gesamtsumme menschlichen Wissens zusammenfassen. Dies darf nicht vergessen werden. Ein Meister der Weisheit weiß stets, wohin er sich in bezug auf Wissen wenden kann. Wissen und Intelligenz oder verstandesmässige Polarisation dürfen in eurem Denken nicht miteinander verwechselt werden. Ich könnte zu dem oben Gesagten noch hinzufügen, daß Wissen sich mit dem befaßt, was auf der physischen Ebene und in den drei Welten in Erfahrung gebracht worden und wirksam ist; Weisheit befaßt sich mit innewohnenden Fähigkeiten und Möglichkeiten geistigen Ausdrucks. Wissen kann in Konzepten und Regeln ausgedrückt werden; Weisheit wird durch Ideen offenbart, denen sich (sehr häufig) viel weltliches Wissen mit aller Macht widersetzt. Das konkrete Denken hemmt oft den freien Ideenfluss, der intuitiv eingegeben worden ist, was ihr gut wißt; gerade mit diesem freien Fluß neuer Ideen befaßt sich der Eingeweihte im Grund, weil Ideen, ihre richtige Anwendung

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und Auslegung die Zukunft der Menschheit und des planetarischen Lebens bestimmen.

Was daher der Jünger in der Vorbereitung für Einweihung als erstes lernen muß, ist das Wesen von Ideen und das, was sie von berührten Gedankenformen unterscheidet, – um es einfach und daher in Anbetracht der Vielseitigkeit des Gegenstandes unzulänglich auszudrücken. Die vorwiegende Aufgabe des Meisters besteht darin, dem Jünger dabei behilflich zu sein, die Intuition zu entwickeln und gleichzeitig die gedankliche Wahrnehmung in einem aktiven und gesunden Zustand zu erhalten. Dies geschieht in erster Linie dadurch, daß er fähig gemacht wird, eine rechte Beziehung zwischen den abstrakten und konkreten Gedankenbereichen – jenen höheren und niederen Aspekten des Denkens, die für die Seele das bedeuten, was das niedere Denken und das Gehirn für die Persönlichkeit sind, zu erreichen und sie richtig einzuschätzen. Überlegt dies gründlich. Ein wahrheitsgemässes Erkennen dieses Unterschieds bringt eine neue Einstellung der Lebenskraft innerhalb der Seele hervor, die in den ersten Stadien der Jüngerschaft durch den abstrakten und konkreten Denkaspekt arbeitet.

Intuition und physisches Gehirn

Wenn der Mensch im Lauf der Zeit eine hinreichende Evolutionsstufe erreicht hat, entwickelt sich das Denkvermögen immer rascher, und damit tritt allmählich ein neuer Faktor in Erscheinung. Langsam aber sicher beginnt die Intuition oder das transzendentale Denken in Funktion zu kommen, und schließlich tritt es ganz anstelle des niederen oder konkreten Denkens. Dann benutzt die Intuition das physische Gehirn bloß als Aufnahmeplatte, entwickelt aber gleichzeitig gewisse Zentren im Kopf und verlegt damit die Denktätigkeit vom physischen Gehirn in die höheren, aus ätherischem Stoff bestehenden Kopfzentren. Für die breite Masse der Menschen wird es dazu kommen, sobald die ätherischen Unterebenen wahrend der nächsten zwei Rassen aufgeschlossen werden. Im Tierreich kommt es zu einer parallelen Entwicklung durch allmähliche Verlegung der Betätigung aus dem Sonnengeflecht ins rudimentäre Gehirn und dessen Entwicklung mit Hilfe von Manas.

Abhandlung über kosmisches Feuer, 03-287