Ich habe mich mit diesem Vorgang deshalb eingehender befaßt, weil durch Atemübungen die durch die „Nadis“ strömenden Kräfte ganz deutlich k fortbewegt /k und – meistens vorzeitig – umgebildet werden. Atemübungen beschleunigen sowohl das Niederreissen der Schutzwälle, welche vier Kräfte von der fünften Energie trennen, als auch das Durchbrennen der schützenden ätherischen Gewebe, die sich entlang der Wirbelsäule befinden. Wenn dies eintritt, solange der Akzent des Lebens noch unterhalb des Zwerchfells liegt, und wenn der Betreffende noch nicht einmal ein Aspirant oder besonders intelligent ist, dann verursacht dies eine Überreizung des Geschlechtslebens, und das Tor zur Astralebene öffnet sich; daraus ergeben sich viele physische Störungen und Krankheiten. Im okkulten Sinne „werden die niederen Feuer losgelassen und der Mensch wird vom Feuer verzehrt“, anstatt daß er, wie es beabsichtigt ist, „zum brennenden Busch wird, der ewig lodert und nicht zerstört werden kann“. Findet dieser Feuerprozess durch erzwungene Maßnahmen statt und steht er nicht unter richtiger Anleitung, dann müssen unbedingt Schwierigkeiten auftreten. Wenn der Mensch auf dem Läuterungs- oder Bewährungspfad steht oder sich im Frühstadium der Jüngerschaft befindet, in welchem seine Zielsetzungen grösstenteils k oberhalb /k des Zwerchfells liegen, dann besteht die große Gefahr, daß überentwickelter Egoismus, Überreizung des Herzzentrums (gefolgt von Herzkrankheiten aller Art und von Gemütsreaktionen über Gruppenzustände), Schilddrüsen- und Gehirnstörungen sowie Affektionen, die hauptsächlich von der Zirbeldrüse ausgehen, auftreten.
Ich könnte hier gewisse Atemübungen angeben, die dem einen oder anderen helfen würden, seinen Vitalkörper – und folglich seinen Ätherkörper – zu reorganisieren, aber die damit verbundenen
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Gefahren, welche die meisten meiner Leser zu gewärtigen hätten, erlauben das nicht. Der alte Grundsatz, daß Aspiranten ihren Weg in eine esoterische oder Mysterienschule finden müssen, hat noch immer seine Gültigkeit. Alles, was ich tun kann – und schon getan habe – ist, bestimmte Richtlinien zu geben und gewisse Regeln anzugeben, die sicher und wohlbekannt sind und die Grundlage für fortgeschrittene Methoden bilden, die unter sorgfältiger persönlicher Überwachung angewandt werden müssen. Aus diesem Grunde müssen, sobald die gegenwärtige Weltkrise einmal vollkommen beendet ist, richtiggehende esoterische Schulen gegründet werden. Solche bestehen bis k jetzt noch nicht /k. Heute arbeiten Aspiranten und Jünger in den modernen esoterischen Schulen (wie z.B. in der Arkanschule und in der esoterischen Gruppe der theosophischen Gesellschaft – um zwei der wichtigsten anzuführen), wo sie einige grundlegende esoterische Wahrheiten verstehen lernen und beginnen, ihre Gefühlsnatur und Denkkraft zu beherrschen. Sie werden darin geschult, ihren Körper zu läutern und die Grundvoraussetzungen der zeitlosen Weisheit zu erfassen. Sie stehen dann praktisch unter der inneren Leitung eines älteren Jüngers, der die erforderliche nächste Wahrheit kennt, da er in sich den „Kontaktsinn“ und die Kraft intuitiver Wahrnehmung entwickelt hat. Nur einige wenige Menschen arbeiten hie und da tatsächlich unter der Führung eines Meisters. Nur in dem Fall, wenn ein geistiger Führer da ist, der weiß, von welchen Strahlen ein Mensch bestimmend beeinflußt wird, und Der die astrologischen Hinweise über eines Menschen „Lebenspfad“ versteht, können die wahren, aber gefährlichen Regeln bekanntgegeben werden, die folgende Resultate zeitigen:
1. Richtige Energieverteilung.
2. Konzentrierung der Kräfte in den Zentren.
3. Verbrennen der Isolierungswälle und des Äthergewebes, das die Zentren abteilt.
4. Emporheben der Energien in immer höhere Körperschichten durch die Kraft des zielgesteuerten Willens.
Viele Schwierigkeiten, welche die heutigen Mystiker und Okkultisten durchzumachen haben, hängen mit der Tatsache zusammen, daß sie buchstäblich „mit dem Feuer spielen“, ohne es zu wissen;
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daß sie sich, nicht an die richtige, ordnungsgemässe Reihenfolge der oben angegebenen Entwicklung halten; daß sie Übungen und Methoden anwenden, für die sie noch nicht herangereift sind, die dem westlichen Körpertypus noch nicht angepaßt sind und denen sie blindlings folgen, ohne den Vorgang und die Folgen auch nur im geringsten zu verstehen. Solange sie die Grundregel noch nicht erfaßt haben, daß „dem Gedanken Energie folgt“, sind sehr schlimme Folgen unausbleiblich. Der Mystiker z.B., der seine Gedanken auf Christus eingestellt hat, der sich ihn irgendwo hoch im Himmel thronend, also außerhalb von sich! vorstellt und ihn als das Ziel all seiner Wünsche ansieht, ist oft ein schwächlicher, physisch kranker Mensch. Warum ist das so? Weil die Energie, die in ihn einströmen und den ganzen Organismus durchfluten möchte, nur bis zum Herzzentrum kommen kann. Von hier wird sie nämlich dauernd zur Umkehr veranlaßt und durch die gerichtete Denkkraft aus dem physischen Körper hinausgetrieben. Für ihn befindet sich Christus irgendwo an einem fernen Ort. Des Mystikers Gedanken liegen außerhalb seiner selbst und folglich muß die Energie seinen Körper verlassen. Es ist ein unter Eingeweihten oft diskutiertes Thema, ob die allgemein geschwächte Verfassung der Menschheit nicht zum Teil der Tatsache zuzuschreiben sei, daß das menschliche Streben und Denken dauernd auf irgend ein äusseres Objekt gerichtet war, anstatt (wie es sein sollte) sich auf das Lebens- und Liebeszentrum im Inneren eines jeden Menschen zu richten, und daß dieser Umstand den Menschen vieler so dringend benötigter Energien beraubt hat. Obwohl den Menschen jahrhundertelang gelehrt wurde: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch“, haben die Völker im Westen weder diese grundsätzliche Wahrheit angenommen noch darauf hingearbeitet, sondern haben die Wirklichkeit k draussen /k gesucht und ihre Gedanken nur auf die Persönlichkeit des k Einen /k gerichtet, der ihnen diese große Wahrheit verkündet hat. Niemals wünschte oder suchte er der Menschen Hingabe und Verehrung seiner Person. Für diese Verzerrung der Wahrheit mußte der Alltagsmystiker immer wieder
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den Preis eines entkräfteten Körpers und mit seinem Unvermögen zahlen, ein völlig irdisches und doch göttliches Leben auf Erden zu führen.
Alice A. Bailey, Esoterische Psychologie, Band II, 595 engl.