Sensitivität für die Gedankenströme

Wie alle Jünger wissen, ist eines der Probleme, vor das sie sich ständig gestellt sehen, die außerordentliche Sensitivität für die Gedankenströme derer, mit denen sie in direktem Kontakt stehen. Je fortgeschrittener ein Jünger, um so größer ist sein Problem. Die Theorie, daß derjenige, der in höheren Bewußtseinsbereichen lebt und arbeitet, immun ist gegenüber den Ausstrahlungen aus niederen Bereichen — diese Theorie bewährt sich in der Praxis nicht. Das okkulte Gesetz besagt, daß das Größere stets das Kleinere einbeziehen oder umfassen kann. Dieses Gesetz gilt in gleicher Weise für den planetarischen Logos (der die Gesamtheit aller kleineren Formen in Seinem manifestierten Universum ist) wie für alle Menschen. Der Jünger kann also stets das miteinbeziehen, was von denen ausgeht, die auf der Stufenleiter der Evolution unter ihm stehen. Je mehr ein Jünger unter dem Einfluß des Gesetzes der

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Liebe steht, um so leichter kann er sich auf die Gedanken seiner Mitmenschen einschalten und ihre Wünsche verspüren; besonders leicht fällt ihm das bei jenen Gefährten, die mit ihm durch die Bande der Liebe oder karmisch verbunden sind. Während der Jünger von Initiation zu Initiation fortschreitet, verstärkt der Willensaspekt den Intellekt und bestimmt die Ausdrucksweise der Liebesenergie; so wird das Problem kleiner, denn der Eingeweihte lernt gewisse Schutzregeln kennen, die dem Neuling k nicht /k zur Verfügung stehen. Der letztere muß zuerst einmal lernen, sich mit anderen zu identifizieren (als wesensgleich zu erkennen), denn das ist die Voraussetzung für eine k höhere /k Identifizierung, also für einen Zustand, der für die älteren Eingeweihten in der Rangfolge des Seins charakteristisch ist.

Alice A. Bailey, Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, 820

Denkaspekt als Werkzeug des Seelenlebens

Die Gedankenkraft, wie sie im Ashram angewandt wird, hängt von der Fähigkeit des Jüngers ab, die bewußten Gedanken zu konzentrieren und emporzuheben, mit der Seele Fühlung zu nehmen und die Intuition hervorzurufen. Wenn dies erfolgreich getan worden ist, dann stehen die drei Faktoren: Mentale Erleuchtung, Seelenimpuls und intuitive Wahrnehmung im Einklang. Diese dreifache Verbindung wird jenen Gedankentyp hervorrufen, dessen Tätigkeit wirkungsvoll sein wird, der den Plan ins Dasein ruft, der Selbstlosigkeit fördert und von Liebe motiviert sein wird.

Von der Fähigkeit der Gruppe als Ganzes, unter dem Antrieb des geistigen Instinkts zu funktionieren, wird der Erfolg des Meisters, seine Pläne vermittels der Gruppe durchzuführen, abhängig sein. Nach göttlichem Gesetz darf er nicht allein arbeiten; er kann nicht allein arbeiten. Er kann inspirieren, lehren, um Mitarbeit bitten und Richtlinien in bezug auf die notwendige Arbeit geben. Darüber hinaus darf kein Meister gehen. In diesem Weltzyklus hängt die Arbeit der Hierarchie von den Jüngern ab, und sie können es daher gut verstehen, warum die letzte Fessel, die ein Meister ablegt, Gereiztheit ist! Kein Eingeweihter kann einen wahren Ashram bilden, bis jegliche Fähigkeit zu Missverständnissen, Gereiztheit und Kritik verschwunden ist. Wenn die Gedankenkraft eines Meisters falsch gebraucht wird, dann könnte sie eine mächtige zerstörende Kraft sein. Er muß fähig sein, sich auf sich selbst verlassen zu können, ehe sein Ashram nach richtigen Grundsätzen und gefahrlos funktionieren kann.

In dieser Arbeit, die nötige Gedankenkraft für konstruktive Arbeit anzusammeln, spielt das ätherische Gewebe entschieden eine Rolle. Es führt dann zu einer Neuorganisation des Gewebes. Wissenschaftliche Erklärungen helfen dem Schüler nicht dabei, dies zu verstehen. Wenn der Denkaspekt (das Instrument des Denkens) zum Werkzeug des Seelenlebens, des Seelenlichts und der Seelenliebe geworden ist und das ätherische Gewebe auf das Hereinfliessen von Energie vom Denkaspekt reagiert, dann findet die Neuorganisation des individuellen ätherischen Gewebes statt. Der individuelle Ätherkörper ist nur ein Teil, ein Aspekt des ätherischen Gewebes der Menschheit; die beständige Neuorganisation der vielen Teile führt, wenn genug Zeit verflossen ist, zu einer Umwandlung des Ganzen.