Wie alle Jünger wissen, ist eines der Probleme, vor das sie sich ständig gestellt sehen, die außerordentliche Sensitivität für die Gedankenströme derer, mit denen sie in direktem Kontakt stehen. Je fortgeschrittener ein Jünger, um so größer ist sein Problem. Die Theorie, daß derjenige, der in höheren Bewußtseinsbereichen lebt und arbeitet, immun ist gegenüber den Ausstrahlungen aus niederen Bereichen — diese Theorie bewährt sich in der Praxis nicht. Das okkulte Gesetz besagt, daß das Größere stets das Kleinere einbeziehen oder umfassen kann. Dieses Gesetz gilt in gleicher Weise für den planetarischen Logos (der die Gesamtheit aller kleineren Formen in Seinem manifestierten Universum ist) wie für alle Menschen. Der Jünger kann also stets das miteinbeziehen, was von denen ausgeht, die auf der Stufenleiter der Evolution unter ihm stehen. Je mehr ein Jünger unter dem Einfluß des Gesetzes der
{13-821}
Liebe steht, um so leichter kann er sich auf die Gedanken seiner Mitmenschen einschalten und ihre Wünsche verspüren; besonders leicht fällt ihm das bei jenen Gefährten, die mit ihm durch die Bande der Liebe oder karmisch verbunden sind. Während der Jünger von Initiation zu Initiation fortschreitet, verstärkt der Willensaspekt den Intellekt und bestimmt die Ausdrucksweise der Liebesenergie; so wird das Problem kleiner, denn der Eingeweihte lernt gewisse Schutzregeln kennen, die dem Neuling k nicht /k zur Verfügung stehen. Der letztere muß zuerst einmal lernen, sich mit anderen zu identifizieren (als wesensgleich zu erkennen), denn das ist die Voraussetzung für eine k höhere /k Identifizierung, also für einen Zustand, der für die älteren Eingeweihten in der Rangfolge des Seins charakteristisch ist.
Alice A. Bailey, Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, 820