Die Tore der Hierarchie öffnen sich

Ich möchte noch auf einen außerordentlich wichtigen Punkt hinweisen. Wenn einmal einerseits die Repräsentanten des Separatismus

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und des Materialismus, der Gewalt- und Zwangsherrschaft (also einer üblen Union), und andererseits diejenigen, die für die Freiheit der Seele, für die Rechte des einzelnen, für brüderliche Gesinnung und rechte menschliche Beziehungen eintreten, gleich stark und einflußreich sind, wenn also zwischen diesen beiden Gruppen ein Gleichgewichtszustand erreicht wurde, k dann /k werden sich (bildlich gesprochen) die Tore der Hierarchie auftun, und dann wird Christus mit seinen Jüngern kommen.

……..

Alles deutet darauf hin, daß der oben erwähnte Gleichgewichtszustand bald erreicht sein wird. Das organisierte Böse hat keine Macht; das organisierte Gute aber ist noch immer unwirksam, und zwar hauptsächlich deshalb, weil die Weltreligionen nicht imstande waren, ein wahres Bild von der Mission Christi zu geben. Daher müssen wir jetzt um die Vormachtstellung kämpfen. Wenn die Kräfte des Bösen und jene Gruppen, die den menschlichen Geist zu beherrschen suchen (diese Gruppen sind in jedem Land ohne Ausnahme zu finden), zur Vorherrschaft kämen, dann würden sich die Pforten des Übels öffnen, und das Leben der Menschen würde seinen Sinn verlieren. Die Nacht des Todes, des geistigen

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 und mentalen Todes, würde sich auf unseren Planeten senken. Wenn die Kräfte des Guten, das Wirken der Neuen Gruppe der Weltdiener und die Aktivitäten der Menschen guten Willens überall die Oberhand gewinnen, dann werden sich die Tore der geistigen Hierarchie öffnen; dann werden (um ein Bibelwort zu gebrauchen) die Heerscharen des Herrn hervorstürmen. k Christus wird kommen. /k

Alice A. Bailey, Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, 13-776

Die Überschattung Jesu durch Christus

Wenn jemand die Funktion als Medium mit vollem Bewußtsein übernimmt und seinen Körper verständnisvoll einem Wesen zur Verfügung stellt, das ihm wohlvertraut ist und das Einlaß sucht, um geistigen Zielen zu dienen und Mitmenschen zu helfen, dann kann diese mediale Tätigkeit richtig und gut sein. Aber wie oft findet man schon solche Medien? Nur wenige Medien kennen die Methode, wie man eine Wesenheit in den Körper eintreten läßt und dann wieder entläßt, und nur wenige wissen, wie man dabei vorgehen und sich so verhalten muß, daß ihnen auch nicht für einen Augenblick unbewußt bleibt,

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was sie tun und welchem Zweck sie dienen. Bewußt und mit Absicht leihen sie vorübergehend einer anderen Seele ihren Körper für einen Dienst, bewahren aber dabei während der ganzen Zeit ihre volle Unversehrtheit oder Ganzheit. Diese Art von Hingabe fand ihren höchsten Ausdruck, als der Jünger Jesus seinen Körper für das Wirken Christi zur Verfügung stellte. Der Schlüssel zum Verstehen dieser medialen Funktion, bei der die eigene Integrität gewahrt bleibt, liegt in dem Wort „Dienen“. Wenn man einmal diese wahre Funktion eines Mediums besser verstehen wird, dann wird man feststellen, daß das Medium bei vollem Wachbewußtsein [13-11] seinen Körper durch die Öffnung am Scheitel des Kopfes verläßt; heute ist es in den meisten Fällen so, daß das Medium durch den Solarplexus austritt, sich dieses Geschehens nicht bewußt ist und sich nachher an nichts erinnern kann.

Es wird dann so sein, daß ein neuer Bewohner bei übereinstimmender Schwingung durch die Kopföffnung in den Körper des Mediums eintritt und dieses Instrument eine Zeitlang für einen bestimmten Dienst benützt.

Alice A. Bailey, Die geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, 25

Das Wesakfest

Das Wesak-Fest ist seit Jahrhunderten in dem wohlbekannten Tal der Himalaya-Berge gefeiert worden (wenn es die Gläubigen doch annehmen wollten!), und zwar aus folgenden Gründen:

1. Es soll die Tatsache erhärten, daß Christus in einer physischen Hülle unter uns weilt, seit er uns — angeblich — verließ.

2. Es soll den Beweis erbringen, daß auf der physischen Ebene der Weg zu Gott sowohl im Osten als auch im Westen tatsächlich der gleiche ist; beide Menschheitslehrer (Christus und Buddha) sind dann anwesend.

3. Es soll ein Sammelplatz und Treffpunkt all derer sein, die alljährlich — als sichtbares Symbol der Zusammengehörigkeit — die Verbundenheit zwischen des Vaters Haus, dem Reich Gottes und der Menschheit repräsentieren.

4. Es soll augenfällig die Eigenart des Werkes Christi dartun, der — als erwählter Vermittler — der Repräsentant der geistigen Hierarchie und der Führer der Neuen Gruppe der Weltdiener ist. Durch seine Person gibt er dem Verlangen der Neuen Gruppe nach Anerkennung der wahrhaftigen Existenz des Reiches Gottes „hier und jetzt“ Ausdruck.

Vielleicht eine der bedeutendsten Eröffnungen für alle, welche diese Zeilen lesen, ist die große Wahrheit und Tatsache, daß Christus derzeit in einem physischen Körper auf Erden lebt, und daß — in engster Beziehung zueinander — eine Gruppe von Jüngern und Bevollmächtigten besteht, die als Vertreter und Vermittler der Menschheit für deren Wohl arbeiten. Diese innere Beziehung tritt bei gewissen großen geistigen Feiern in Erscheinung und umfaßt nicht nur das Reich Gottes, sondern auch den Vater und des Vaters Haus. Wir haben das Osterfest, sodann das Fest Buddhas, der

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durch seine physische Gegenwart die geistige Verbundenheit unseres Planeten zum Ausdruck bringt; sodann haben wir das Fest im Juni, das der besondere Feiertag Christi ist, an dem er als Haupt der Neuen Gruppe der Weltdiener für das Wohl aller Menschen

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guten Willens in allen Landen die neue Invokation spricht; dabei nimmt er die unausgesprochenen und ungeformten Bitten der großen Massen entgegen, die sich nach einem neuen und besseren Leben sehnen. Die Menschen brauchen im täglichen Leben Liebe, rechte menschliche Beziehungen und ein Verständnis für den göttlichen Plan, der allem zugrunde liegt.

Alice A. Bailey, Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, 716

Der Drang nach Befriedigung

Das ganze Leben ist von irgendeiner Form eines inneren Dranges nach Befriedigung beherrscht. Dieser Drang ist charakteristisch für das Suchen und Streben des Menschen in jedem Stadium seiner Entwicklung, – sei es der instinktmässige Drang der Selbsterhaltung, der im Wilden als Nahrungssuche oder beim zivilisierten Menschen in wirtschaftlichen Problemen zum Ausdruck kommt, sei es der Trieb der Arterhaltung, der sich heute in Gelüsten eines verwickelten Geschlechtslebens Befriedigung verschafft, sei es die Sucht, populär, geliebt und geschätzt zu sein, sei es das Streben nach intellektuellen [15-155] Freuden und geistiger Wahrheitserkenntnis, oder sei es die tiefwurzelnde

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Sehnsucht nach Freuden des Himmels und ewiger Ruhe, die den Christen so gefangen nimmt, oder das Streben nach Erleuchtung, nach dem es den Mystiker verlangt, oder der „sehnliche Wunsch“ des Okkultisten, mit der Wirklichkeit eins zu werden. All das ist Verlangen, das in irgendeiner Form zum Ausdruck kommt, und von diesen Antrieben wird die ganze Menschheit beeinflußt und beherrscht, entscheidend beherrscht würde ich sagen; das ist einfach eine Feststellung von Tatsachen.

Diese Erkenntnis, daß der Mensch einen so tiefgründigen Hang hat, der ihn beherrscht, machte Buddha zur Grundlage seiner Lehre. Sie kommt in den „Vier Edlen Wahrheiten“ der buddhistischen Philosophie zum Ausdruck; sie lauten in kurzer Fassung:

Die Vier Edlen Wahrheiten

a) Existenz in der Erscheinungswelt ist von Leid und Kummer nicht zu trennen.

b) Die Ursache allen Leidens ist das Verlangen nach einem Dasein in der äußeren Welt.

c) Alle Leiden nehmen ein Ende, wenn das Verlangen, in einer äußeren Welt zu leben, erlischt.

d) Der Weg, der das Leiden beendet, ist der edle achtfältige Pfad.

Christus erkannte, wie dringend notwendig es sei, daß der Mensch von seiner eigenen Wunsch-Natur loskomme. Daher betonte er, daß man das Wohl des Nächsten und nicht sein eigenes im Sinne haben solle. Er empfahl ein Leben des Dienens und der Selbsthingabe, ein Leben in Selbstvergessen und Liebe zu allen Wesen. Nur auf diesem Weg können die Gedanken und „das Auge des Herzens“ von den eigenen Bedürfnissen und deren Befriedigung zu den wichtigeren Forderungen hingelenkt werden, welche die ganze Menschheit betreffen.

Solange der Mensch noch nicht auf dem Pfad der Vollkommenheit wandelt, kann er das gebieterische Verlangen seiner eigenen Seele, [15-156] sich vom Streben nach äußerer, materieller und sinnlicher Befriedigung freizumachen und das Wünschen aufzugeben, nicht verstehen. Gerade dieses Verlangen zeigte an, daß die Seele „Fleisch

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werden“ mußte, um Gemäß dem Gesetz der Wiedergeburt für eine gewisse Periode tätig zu sein. Je weiter die Läuterung des Menschen auf dem Probepfad voranschreitet, umso stärker und deutlicher wird dieses Verlangen, dem Wunschleben zu entsagen. Wenn er dann zum Jünger geworden ist, kann das Gesetz der Abstoßung zum erstenmal wirksam werden und die menschlichen Reaktionen leiten und beherrschen. Anfänglich findet diese Kontrolle unbewusst statt. Wenn aber der Jünger eine Einweihung nach der anderen besteht und sein Verständnis zunimmt, wird diese Lenkung immer wirksamer und sie wird auch bewußter empfunden.

Alice A. Bailey, Esoterische Psychologie, Band II, 177

Christus ist in unserer Welt

Wahrscheinlich werden die orthodoxen Christen zunächst die von den Okkultisten aufgestellten Theorien über Christus zurückweisen; gleichzeitig aber wird es den gleichen orthodoxen Christen immer schwererfallen, die intelligenten Bevölkerungsschichten auch

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 weiterhin zu überreden, so, wie bisher eine unmögliche Gottheit und einen macht- und einflußlosen Christus anzuerkennen. Das intelligente Publikum wird einen Christus anerkennen, der gegenwärtig und lebensvolle Wirklichkeit ist; der seinen Jüngern und Getreuen bekannt ist; der ein starker und fähiger Führer, aber kein sanfter und sentimentaler Dulder ist; der uns niemals verlassen hat, sondern seit fast zweitausend Jahren durch seine Jünger durch inspirierte Männer und Frauen aller Religionen und Konfessionen wirksame Arbeit geleistet hat; der für Fanatismus und hysterische Schwärmerei nichts übrig hat, sondern alle Menschen beharrlich verständnisvoll und vertrauend liebt; der in allen menschlichen Wesen das Göttliche sieht; der die Methoden der (mentalen, emotionalen und physischen) Evolution des menschlichen Bewußtseins versteht, die Zivilisationen und Kulturen hervorbringt, die der jeweiligen Entwicklungsstufe entsprechen.

Die denkenden und gebildeten Menschen werden in der Welt die Voraussetzungen dafür schaffen, daß Christus in körperlicher Erscheinung sich frei unter Menschen bewegen kann; er braucht dann nicht mehr (wie jetzt) zurückgezogen in Zentralasien zu bleiben. Wenn die Beziehung zwischen Buddha und Christus in der richtigen Weise dargestellt wird, können und werden denkende Menschen bereitwillig

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die Einheit aller Glaubensbekenntnisse anerkennen. Dann wird das Bild von einem Christus, der gegenüber allen anderen Gottessöhnen eine einzigartige Stellung beansprucht, in dem Wunder wahrer apostolischer Nachfolge verblassen. Diese wird dann so verstanden werden, daß viele Gottessöhne, auf verschiedenen Strahlen, aus verschiedenen Nationen und mit verschiedenen Missionen die Menschheit auf dem Pfad göttlicher Entfaltung geführt und dem Ursprung, Gott, nähergebracht haben.

Die Tatsache des immanenten (innewohnenden) Gottes wird zeitweilig die Aufmerksamkeit aller wahren geistigen Lehrer fesseln. Diese göttliche Immanenz, die durch Christus und andere göttliche Repräsentanten in vollendeter Weise zum Ausdruck kommt, wird eine Zeitlang die Lehre vom transzendenten (jenseitigen) Gott in den Hintergrund drängen. Diese große Wahrheit wurde bisher über Gebühr betont, und die näherliegende und für das praktische Leben bedeutsamere Wahrheit, daß Gott in jedem Menschen, in jeder Erscheinungsform und in jedem Naturreich wohnt, blieb gänzlich unbeachtet. Daraus entstand viel Unheil. Wenn später einmal die Wahrheit vom immanenten Christus, die

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 durch den historischen Christus und durch seine großen Brüder seit langer Zeit in vollendeter Weise manifestiert wurde, angenommen und anerkannt ist, wird auch die Lehre vom transzendenten Gott, das jetzt noch von Shamballa gehütete Geheimnis, geoffenbart und betont werden. Die Menschheit wird dann die beiden Hälften eines vollkommenen Ganzen erkennen.

Der Schlüssel zur Hierarchie und zu ihrem körperlichen Erscheinen auf Erden, also auch zur Verwirklichung des Reiches Gottes unter den Menschen ist k die einfache Wahrheit vom immanenten Gott /k. Sie ist der Schlüssel zum Evolutionsprozeß und die immerwährende Hoffnung aller Formen in allen Naturreichen. Das ist die zentrale Wahrheit, die überzeugende und Lichtbringende Wahrheit, die allen Informationen über die Hierarchie zugrunde liegen wird; und diese Wahrheit wird von der kommenden Jünger-Generation verbreitet werden. Wenn diese Wahrheit tatsächlich bewiesen

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werden kann, dann ist damit auch die Tatsache der Hierarchie bewiesen und die Errichtung des immerwährenden Reiches Gottes auf Erden verbürgt.

Alice A. Bailey, Die geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, 705

Die menschliche Evolution erkennen durch historische vergleichende Studien

7. Auch die Entfaltung des großen Planes wird immer stärker betont werden. Die Menschen werden zur Anerkennung dieses Planes dadurch kommen, daß sie die Evolution der menschlichen Familie und die historischen Vorgänge genau studieren, und daß sie vergleichende Untersuchungen anstellen über die alten und die modernen Zivilisationen und Kulturen. So wird die zugrunde liegende Absicht, die sich wie ein roter Faden durch die Jahrhunderte zieht, erkannt und verfolgt werden. Daraus erhellt sich, daß die geschichtliche Entwicklung ein einheitlicher und ordnungsgemäßer Prozeß ist, der nicht nur Schritt um Schritt die göttlichen Qualitäten durch das Medium Menschheit zum Vorschein bringt, sondern gleichzeitig auch alle Weltphilosophien, das Zentralthema aller schöpferischen Kunst, die Symbolik der Architektur und die Ergebnisse der Wissenschaft in sich zusammenfaßt.

Alice A. Bailey, Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, 704

Die Anwesenheit Christi auf Erden

6. Es wird einmal die Zeit kommen, daß man die Anwesenheit Christi auf Erden und sein Amt als Oberherr der Hierarchie und des Reiches Gottes als Tatsache anerkennen wird. Die Menschen werden auch zu der Erkenntnis kommen, daß die (jetzt noch revolutionäre) Behauptung, er hat zu keiner Zeit die Erde verlassen, wirklich wahr ist.

Alice A. Bailey, Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, 704

Die niederen Feuer

Ich habe mich mit diesem Vorgang deshalb eingehender befaßt, weil durch Atemübungen die durch die „Nadis“ strömenden Kräfte ganz deutlich k fortbewegt /k und – meistens vorzeitig – umgebildet werden. Atemübungen beschleunigen sowohl das Niederreissen der Schutzwälle, welche vier Kräfte von der fünften Energie trennen, als auch das Durchbrennen der schützenden ätherischen Gewebe, die sich entlang der Wirbelsäule befinden. Wenn dies eintritt, solange der Akzent des Lebens noch unterhalb des Zwerchfells liegt, und wenn der Betreffende noch nicht einmal ein Aspirant oder besonders intelligent ist, dann verursacht dies eine Überreizung des Geschlechtslebens, und das Tor zur Astralebene öffnet sich; daraus ergeben sich viele physische Störungen und Krankheiten. Im okkulten Sinne „werden die niederen Feuer losgelassen und der Mensch wird vom Feuer verzehrt“, anstatt daß er, wie es beabsichtigt ist, „zum brennenden Busch wird, der ewig lodert und nicht zerstört werden kann“. Findet dieser Feuerprozess durch erzwungene Maßnahmen statt und steht er nicht unter richtiger Anleitung, dann müssen unbedingt Schwierigkeiten auftreten. Wenn der Mensch auf dem Läuterungs- oder Bewährungspfad steht oder sich im Frühstadium der Jüngerschaft befindet, in welchem seine Zielsetzungen grösstenteils k oberhalb /k des Zwerchfells liegen, dann besteht die große Gefahr, daß überentwickelter Egoismus, Überreizung des Herzzentrums (gefolgt von Herzkrankheiten aller Art und von Gemütsreaktionen über Gruppenzustände), Schilddrüsen- und Gehirnstörungen sowie Affektionen, die hauptsächlich von der Zirbeldrüse ausgehen, auftreten.

Ich könnte hier gewisse Atemübungen angeben, die dem einen oder anderen helfen würden, seinen Vitalkörper – und folglich seinen Ätherkörper – zu reorganisieren, aber die damit verbundenen

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Gefahren, welche die meisten meiner Leser zu gewärtigen hätten, erlauben das nicht. Der alte Grundsatz, daß Aspiranten ihren Weg in eine esoterische oder Mysterienschule finden müssen, hat noch immer seine Gültigkeit. Alles, was ich tun kann – und schon getan habe – ist, bestimmte Richtlinien zu geben und gewisse Regeln anzugeben, die sicher und wohlbekannt sind und die Grundlage für fortgeschrittene Methoden bilden, die unter sorgfältiger persönlicher Überwachung angewandt werden müssen. Aus diesem Grunde müssen, sobald die gegenwärtige Weltkrise einmal vollkommen beendet ist, richtiggehende esoterische Schulen gegründet werden. Solche bestehen bis k jetzt noch nicht /k. Heute arbeiten Aspiranten und Jünger in den modernen esoterischen Schulen (wie z.B. in der Arkanschule und in der esoterischen Gruppe der theosophischen Gesellschaft – um zwei der wichtigsten anzuführen), wo sie einige grundlegende esoterische Wahrheiten verstehen lernen und beginnen, ihre Gefühlsnatur und Denkkraft zu beherrschen. Sie werden darin geschult, ihren Körper zu läutern und die Grundvoraussetzungen der zeitlosen Weisheit zu erfassen. Sie stehen dann praktisch unter der inneren Leitung eines älteren Jüngers, der die erforderliche nächste Wahrheit kennt, da er in sich den „Kontaktsinn“ und die Kraft intuitiver Wahrnehmung entwickelt hat. Nur einige wenige Menschen arbeiten hie und da tatsächlich unter der Führung eines Meisters. Nur in dem Fall, wenn ein geistiger Führer da ist, der weiß, von welchen Strahlen ein Mensch bestimmend beeinflußt wird, und Der die astrologischen Hinweise über eines Menschen „Lebenspfad“ versteht, können die wahren, aber gefährlichen Regeln bekanntgegeben werden, die folgende Resultate zeitigen:

1. Richtige Energieverteilung.

2. Konzentrierung der Kräfte in den Zentren.

3. Verbrennen der Isolierungswälle und des Äthergewebes, das die Zentren abteilt.

4. Emporheben der Energien in immer höhere Körperschichten durch die Kraft des zielgesteuerten Willens.

Viele Schwierigkeiten, welche die heutigen Mystiker und Okkultisten durchzumachen haben, hängen mit der Tatsache zusammen, daß sie buchstäblich „mit dem Feuer spielen“, ohne es zu wissen;

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daß sie sich, nicht an die richtige, ordnungsgemässe Reihenfolge der oben angegebenen Entwicklung halten; daß sie Übungen und Methoden anwenden, für die sie noch nicht herangereift sind, die dem westlichen Körpertypus noch nicht angepaßt sind und denen sie blindlings folgen, ohne den Vorgang und die Folgen auch nur im geringsten zu verstehen. Solange sie die Grundregel noch nicht erfaßt haben, daß „dem Gedanken Energie folgt“, sind sehr schlimme Folgen unausbleiblich. Der Mystiker z.B., der seine Gedanken auf Christus eingestellt hat, der sich ihn irgendwo hoch im Himmel thronend, also außerhalb von sich! vorstellt und ihn als das Ziel all seiner Wünsche ansieht, ist oft ein schwächlicher, physisch kranker Mensch. Warum ist das so? Weil die Energie, die in ihn einströmen und den ganzen Organismus durchfluten möchte, nur bis zum Herzzentrum kommen kann. Von hier wird sie nämlich dauernd zur Umkehr veranlaßt und durch die gerichtete Denkkraft aus dem physischen Körper hinausgetrieben. Für ihn befindet sich Christus irgendwo an einem fernen Ort. Des Mystikers Gedanken liegen außerhalb seiner selbst und folglich muß die Energie seinen Körper verlassen. Es ist ein unter Eingeweihten oft diskutiertes Thema, ob die allgemein geschwächte Verfassung der Menschheit nicht zum Teil der Tatsache zuzuschreiben sei, daß das menschliche Streben und Denken dauernd auf irgend ein äusseres Objekt gerichtet war, anstatt (wie es sein sollte) sich auf das Lebens- und Liebeszentrum im Inneren eines jeden Menschen zu richten, und daß dieser Umstand den Menschen vieler so dringend benötigter Energien beraubt hat. Obwohl den Menschen jahrhundertelang gelehrt wurde: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch“, haben die Völker im Westen weder diese grundsätzliche Wahrheit angenommen noch darauf hingearbeitet, sondern haben die Wirklichkeit k draussen /k gesucht und ihre Gedanken nur auf die Persönlichkeit des k Einen /k gerichtet, der ihnen diese große Wahrheit verkündet hat. Niemals wünschte oder suchte er der Menschen Hingabe und Verehrung seiner Person. Für diese Verzerrung der Wahrheit mußte der Alltagsmystiker immer wieder

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den Preis eines entkräfteten Körpers und mit seinem Unvermögen zahlen, ein völlig irdisches und doch göttliches Leben auf Erden zu führen.

Alice A. Bailey, Esoterische Psychologie, Band II, 595 engl.

Das Prinzip miteinander zu teilen

Wenn die drei großen Ashrams ihre Arbeit, die trotz der Strahlenunterschiede hauptsächlich der Erziehung gilt, beendet haben, werden auch die anderen Ashrams nach und nach ihre Vertreter aussenden, um — im Verein mit den anderen Dienstgruppen — die Aufgabe fortzusetzen. Als erstes wird das dritte Ashram folgen. Und wenn die Jünger dieses Ashrams in Erscheinung treten, wird die Welt für eine generelle finanzielle Neuordnung reif sein; das Prinzip, „miteinander zu teilen“, wird als richtunggebender Leitgedanke der neuen Zivilisation bejaht und anerkannt werden. Das bedeutet aber nicht, daß dann alle Menschen nobel und humanitär denken und freundlich gesinnt sein werden. Die Welt wird noch immer voll von Egoisten sein, aber die öffentliche Meinung wird die Geschäftswelt zwingen, bestimmte fundamentale Ideale anzuerkennen und danach zu handeln. Auch wenn bei der Verwirklichung der neuen Ideen vielfach noch Nützlichkeitserwägungen eine Rolle spielen, so hat das grundsätzlich nichts zu bedeuten. Allein wichtig ist, daß an dem Prinzip, miteinander zu teilen, festgehalten wird. Wenn „der Neuordner oder Reformer des Geldwesens“ (so wird in der Hierarchie ein fortgeschrittener Jünger dieses Ashrams genannt) erscheint, wird er — gegenüber den heutigen — sehr veränderte Zustände vorfinden, nämlich folgende:

1. Das Prinzip des Tauschhandels wird (zum Nutzen aller Beteiligten) allgemein vorherrschen.

2. Als Folge der fortschreitenden Entwicklung, Atomenergie zum Wohl der Allgemeinheit nutzbar zu machen, werden nationale Währungen zum Grossteil verschwinden; sie werden nicht nur durch ein Tauschhandelssystem, sondern (bei verhältnismäßig

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kleinen Umsätzen) durch einen weltumfassenden Geld- und Wechselverkehr sowie durch eine sinnvolle Bewertungsskala ersetzt werden. Die materiellen Bedürfnisse und die notwendigen Gebrauchsartikel für jede Nation werden nach einem völlig neuen System beschafft werden.

3. Privatunternehmen werden zwar noch bestehen, aber gesetzlichen Vorschriften unterliegen. Die großen öffentlichen Versorgungsbetriebe, die großen materiellen Hilfsmittel und die

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 planetarischen Reichtümer (wie z.B. Eisen, Stahl, Öl und Weizen) werden in erster Linie einem Direktorium gehören, das internationale Gruppen kontrolliert. Die Reichtümer werden jedoch für den internationalen Bedarf durch nationale Gruppen zugeteilt, die vom Volk und unter internationaler Aufsicht gewählt werden.

Mit diesem Thema möchte ich mich nicht ausführlicher befassen. Überdies würde man das, was ich noch dazu sagen könnte, für phantastisch und undurchführbar halten in einer Welt, die noch nicht den Erziehungsprozessen der Jünger und Eingeweihten auf dem ersten, zweiten und fünften Strahl unterworfen wurde, und in der noch nicht die fundamentalen Veränderungen stattgefunden haben, die von der neuen, jetzt heranwachsenden Generation bald eingeführt werden.

Die Kirchen werden zerbrechen

An die Stelle der gegenwärtigen Lehrmethoden werden Zusammenarbeit, rechte menschliche Beziehungen und einwandfreie Anpassung ans Leben durch Meditation und richtige visionäre Schau treten; das wird in keiner Weise die Erwerbung akademischer Kenntnisse und das rechte Erfassen geistiger Wahrheit beeinträchtigen. Die Vision wird anders sein und die Ziele werden einer höheren Rangordnung angehören, aber das Beste, was jetzt auf den Gebieten der Kunst, Religion und Wissenschaft gelehrt wird, wird noch immer gültig sein; es wird jedoch klarer und mit größter geistiger Einsicht dargestellt und bewußt gemacht werden. So wird den menschlichen Bedürfnissen entsprochen werden. Die Kirchen, unfähig und ohne geistigen Weitblick, werden schließlich und unausbleiblich an ihrer unverdienten und mißbrauchten Autorität zerbrechen. Doch aus den Trümmern werden jene wahrhaften und geistig erleuchteten Kirchenmänner hervortreten, die geistigen Weitblick und sicheres Wissen haben, die von Dogmatismus frei

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sind und kirchliche Autorität verabscheuen. Diese Diener Gottes werden die neue Weltreligion entfalten.

Alice A. Bailey, Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, 690